Liebe Mondialistinnen und Mondialisten, verehrte Gästinnen und Gäste, es hat mich eine Weltbürgerin darauf hingewiesen, dass mehr als die Hälfte der Menschheit weiblich ist. Sie stellte mir anheim, den Bürger konsequent mit Bürgerin zu ergänzen. Sonst würden zu viele Frauen „weggelassen“ und wir brauchten möglichst ALLE!
Ich teilte ihr mit, dass ich nichts davon halte, Sprache unnötig zu strecken und dass ich in meinem Bekanntenkreis niemanden kenne, der nicht unter dem Begriff „Bürger“ Frauen wie Männer verstehen würde. Früher, als Frauen noch kein Wahlrecht besaßen, mag das anders gewesen sein. Der Begriff ist heute so geschlechtsneutral wie der Mensch. Keiner bezeichnet eine Frau als Menschin. Mir würde das auch widerstreben, denn die generelle Aufteilung in Bürgerinnen und Bürger beinhaltet gleichzeitig eine Trennung. Genau diese sollte doch durch fortschreitende, tatsächliche Gleichberechtigung überwunden werden.
Selbstverständlich werde ich im Einzelfall eine Frau als Bürgerin ansprechen. Das gebietet schon die Höflichkeit. Auch die direkte Sammelansprache – in Wort wie in Schrift – ist für mich kein Problem, liebe Genossinnen und Genossen. Jedenfalls möchte ich mir wegen des so heiß umstrittenen „Genderwahns“ keine allzu großen Gedanken machen, denn ich halte ihn für ausgemachten Unsinn, der sich mit der Zeit von selbst erledigen wird. Da haben wir noch ganz andere Probleme vor uns.
Ihre mit einem „Tja“ beginnende Reaktion darauf fiel vernichtend aus. Wer so grundlegende Hinweise ignoriere, bräuchte über Weltfrieden nicht zu sinnieren. Denn genau an der Stelle würde er anfangen. Es ginge nicht um Prinzipien, sondern um Realität. Und das ins Lächerliche zu ziehen (Menschin usw.) verschleiere lediglich die Fakten. „Wir haben überall Kriege weil das System zu wenig auf der Seite des Lebens ist.“
Ich machte sie darauf aufmerksam, dass das arg fundamentalistisch klänge und lud sie ins Weltbürger-Forum ein, wo wir darüber diskutieren könnten. „Ganz bestimmt nicht danke. Ihre Denke ist mir leider zu gestrig! :-) Tja. Und meine Zeit mir zu wertvoll, um sie in Foren zu verbringen.“ Sie findet es schade, dass ich einer guten Initiative auf diese Art im Wege stehe. Denn ein Großteil der jungen Generation, die in Sachen Weltfrieden unterwegs sei, sähe das anders und hätte ihre eigenen Medien und Gruppen.
War das jetzt das Schlusswort einer humorlosen Feministin, welche in einer für sie falschen Sprachanwendung eine Hauptgrund für den Unfrieden in der Welt sieht? Wird das besser, wenn man/frau von KriegerInnen spricht? Sie gibt vor einst TV-Managerin gewesen zu sein und jetzt als Beraterin und Einzelcoachin für Führungskräfte aus Medien, Werbung, Politik, Wirtschaft und Kultur zu arbeiten und bietet „verhandlungsstrategische Begleitung“ an. Das passt irgendwie nicht.
Richard, der ewig Gestrige