Wenn man sich irgendwo als Weltbürger outet, wird man meistens gefragt, was das überhaupt bedeutet und was den Weltbürger vom normalen Bürger unterscheidet. Der „Kosmopolit“ ist ja schon von alters her kein Unbekannter. Sehr gutes Buch dazu: Weltbürger – Geschichte einer Menschheitssehnsucht – von Peter Coulmas, erschienen 1990 bei Rowohlt, ISBN 3-489-00885-4. Es gibt unterschiedliche Erklärungen für Weltbürger, hier ist meine Sicht.
Als Einwohner in einem Dorf bin ich Gemeindebürger. So bin ich auch Bürger in dem Landkreis und dem Bundesland, in dem ich lebe. Hier ist meine Heimat. Ich gehöre also nicht zu den Kosmopoliten, deren Heimat den ganzen Globus umspannt, was überhaupt Unsinn ist. Darüber hinaus bin ich Staatsbürger der Bundesrepublik Deutschland. Und da Deutschland zur Europäischen Union gehört, bin ich ebenso in diesem Verbund ein Bürger mit Rechten und Pflichten. Meine weltbürgerliche Einstellung ist mit allen Ebenen vereinbar.
Weltbürgertum: Das ist zunächst einmal rein fiktiv, denn es gibt noch keine verbindlichen globalpolitische Struktur, in der man Bürger sein könnte, so wie das übernational in der EU möglich ist. Also eine philosophische Angelegenheit. Aber ich habe eine solche globale Gemeinschaft bereits im Kopf, auch wenn das noch ein Fernziel ist. Es ist meine Wille, dass so etwas irgendwann kommt, ja kommen muss. Ich habe auch schon einigermaßen präzise Vorstellungen davon und kann sie begründen. Das macht für mich den Weltbürger aus.
Eine-Welt-Idealist zu sein, ist für mich zu dünn, genau so wenig, wie ein Globetrotter automatisch Weltbürger ist. Es gehört zumindest die Vorstellung einer übernationalen politischen Weltordnung dazu, welche Kriege unmöglich macht und möglichst allen Menschen auf der Erde ein gutes Leben in Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit garantiert. Ohne ein stabiles, global akzeptiertes Sicherungssystem sind nämlich alle die schönen und guten Weltverbesserungen widrigen Umständen schutzlos ausgeliefert und am Ende für die Katz.
Richard