Diesen Artikel wollte ich schon länger schreiben, die aktuelle Erdbebenkatastrophe in Italien hat mich dazu angestoßen es heute noch zu tun. Es geht um globale Katastrophenhilfe, schnell und effektiv, egal wann und wo sie gebraucht wird. Im Weltbürger-Manifest „Plattform Planet Erde“ hatten wir das Thema unter „Es gibt nur eine Gerechtigkeit“ angerissen.
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Dazu gehört auch ein globaler Lastenausgleich, mit dessen Hilfe Benachteiligungen, etwa durch ungünstige klimatische Bedingungen, Mangel an Rohstoffen oder Folgen von Naturkatastrophen, vermieden werden können und die Menschen überall auf der Erde annähernd gleiche Chancen zur Verwirklichung ihrer wichtigsten Lebensinteressen haben.
Die Natur kennt keine Gerechtigkeit. Gegenteilige, meist spirituelle Ansichten sind reine Phantasie. Der Kokosnuss ist es völlig wurscht, ob und wer gerade unter der Palme steht. Sie kennt nur ein Gesetz, es heißt Erdanziehungskraft. Die Schaffung von Gerechtigkeit und Schutz vor Ungerechtigkeit obliegt alleine der menschlichen Vernunft und Schaffenskraft.
Es ist schon gut 30 Jahre her, da lernte ich den Schweizer Theo Feucht kennen. Er hatte 1977 die Broschüre „Das Goldenen Kreuz – Ein Plan für den Frieden der Welt“ verfasst. Auf 30 Seiten erklärte er kurz und bündig seine Vision einer globalen Katastrophenhilfe unter dem Dach der Vereinten Nationen. Das Besondere an seiner Idee war, dass diese Institution aus umgerüstetem Militär bestehen sollte. Es sah darin eine sinnvolle Verwendung der durch Abrüstung freiwerdenden Kräfte und eine praktische Umsetzung möglicher Rüstungskonversion. Also „Schwerter zu Pflugscharen“ nicht nur für die Landwirtschaft.
Mit dem Symbol des Goldenen Kreuzes sah Theo Feuchte eine Weiterentwicklung der Idee des Roten Kreuzes. Während das Rote Kreuz dafür gegründet wurde, die Leiden der Kriege zu mildern, sollte das Goldenen Kreuz dazu beitragen Kriege abzuschaffen. Nun kann man über die Kombination Gold und Kreuz geteilter Meinung sein. Das Symbol ist auch nicht so wichtig. Wesentlicher sind die Perspektiven, die solch ein UNO-Katastrophenhilfe eröffnen würde. Da wird im Bedarfsfall nicht mehr lange gefackelt. Hilfe kommt militärisch geplant und organisiert sofort, effektiv und schnell, mit speziell dafür ausgebildeten und ausgerüsteten „Soldaten“, von über den ganzen Globus verteilen Stützpunkten aus. Man kann sich diesbezüglich ruhig einiges vom gegenwärtigen Rüstungswahnsinn abschauen. Militärische Planungs- und Führungskunst sowie soldatische Disziplin haben nämlich einiges für sich, wenn es schnell und zielführend gehen soll. Ich hatte dazu damals einen Artikel mit einem vielleicht etwas naiven Szenario geschrieben, der in mehreren Zeitschrift veröffentlicht wurde. Leider finde ich ihn nicht mehr.
Aber was hätte das mit einem globalen Lastenausgleich zu tun? Ganz einfach: So etwas muss finanziert werden. Denkbar wäre eine „Völkerversicherung gegen höhere Gewalt“. Da könnte man alles hinein packen: Prävention, z.B. bauliche Maßnahmen zur Erdbebensicherheit oder gegen Überflutungen, Hilfe wenn's passiert, so wie oben beschrieben, und schließlich Unterstützung bei der Beseitigung von Schäden und beim Wiederaufbau, die direkte Hilfe für die Menschen nicht zu vergessen. Das alles läge nicht mehr auf den Schultern der betroffenen, meist ärmeren Ländern und wäre auch nicht mehr von mildtätigen Spenden abhängig.
Und was so eine Organisation unter dem Dach der Vereinten Nationen für Nebenwirkungen hätte: Schon alleine die Vertrauensbildung wäre von unschätzbarem Wert. Jedes überlebende Opfer einer Naturkatastrophe oder technischen Unfalls größeren Ausmaßes wüsste, dass die ganze Welt zur Hilfe eilt. Jeder Mensch auf der Erde wüsste, dass er, falls es ihn mal treffen sollte, Teil einer globalen menschlichen Gemeinschaft ist und mit seinen Problemen nicht alleine gelassen wird. Solch eine globale Katastrophenhilfe wäre nicht nur für ärmere Länder lebenswichtig. Gerade bei der aktuellen Erdbebenkatastrophe in Italien wird uns wieder vor Augen geführt werden, wie schleppend und unkoordiniert die Hilfe für die betroffenen Menschen in Gang kommt, trotz unserer vielfältigen Hilfsorganisationen im reichen Mitteleuropa. Der Bedarf ist jedenfalls da, überall. Wo ist der Wille?
Richard