Hallo Leute,
Verzeihung, ich war etwas ausgeblendet, weil unser Hund schwer krank geworden ist - und da ist dann erst mal alles andere nebensächlich... :-(
Albero: Was die Unzulänglichkeit betrifft, kenne ich das gut. Ich bin auch so einer, der lieber zwei Mal guckt, ob er die Haustür abgeschlossen hat. Hier traue ich mir wirklich nicht komplett. In anderen Dingen versuche ich aber, das Gefühl der Unzulänglichkeit nicht übergroß werden zu lassen. Schließlich baut ein großer Teil der Werbung zum Beispiel darauf, dass wir alle unzulänglich, unzufrieden, unausgefüllt und unfertig sind. Sie versucht uns einzureden, dass wir nicht glücklich sind ohne Produkt x, unansehnlich ohne Produkt y, uninteressant ohne Produkt z. Davon lebt sie. Ich denke, dem liegt eine tiefe Unsicherheit zugrunde, die Menschen nun mal empfinden. Schließlich sind sie bei allem was sie erleben meist nur Beobachter und können nie sicher sein, dass das was sie über ihre Sinne wahrnehmen auch wirklich zutrifft. Wie wollen sie wissen, was ein anderer Mensch wirklich denkt, was im Hintergrund geschieht und wo Gefahr lauert. Mehr noch, es gibt zu jedem Sachverhalt mehr als eine Meinung. Deswegen neigen Menschen zu Allianzen und tun sich zusammen, folgen anderen und - tja - gehorchen. Grundsätzlich sind wir keine Gesellschaft von glücklichen, selbstbestimmten und sich, bzw. anderen vertrauenden Individuen. Das gibt (zumindest mir) zu denken, denn Kooperation, Zusammenhalt und Gemeinschaft setzen voraus, dass man sich vertraut. Damit ist ja nicht gemeint, dass man naiv ist und alles glaubt, sondern, dass man wohlwollend ist und zunächst einmal eben ein Grundvertrauen gegenüber anderen Menschen, aber auch der Welt besitzt. Ich weiß, das ist gar nicht einfach. Doch ich kann mir keine Gemeinschaft, schon gar keine globale, ohne das vorstellen. Nicht umsonst geben Menschen ihre Freiheit (zu vertrauen) her und opfern sie der von Dir erwähnten Sicherheit.
Ich habe den FAZ-Artikel noch nicht gelesen (danke für den Link), aber gerade gestern ein Gesprüäch geführt, in dem es auch um Vertrauen innerhalb eines Betriebes ging. In diesem erfuhr ich von einem Betrieb, der in den frühen 90er Jahren seinen Mitarbeitern viel Freiraum lies, ihnen also vertraute. Sie konnten die Arbeit unterbrechen, miteinander reden, auch mal Quatsch machen wenn draußen die Sonne schien und waren dann aber auch umso motivierter. Mittlerweile ist dort alles getaktet und das Unternehmen schränkt die Mitarbeiter ein, lässt ihnen keine spielerischen Räume. Die Laune geht, wen wundert´s in den Keller und auch der Output ist schlechter. Nur an diesem kleinen Beispiel erkenne ich, dass Vertrauen Spielräume schafft, in denen sich Menschen entfalten, sich als Gemeinschaft betrachten und eben auch kreativer sind. Dasselbe gilt, glaube ich, in vielen anderen Bereichen und lässt sich hochrechnen, auch auf größere Gemeinschaften. In einem Klima des Misstrauens kann wenig gedeihen.
Die Grenzen zwischen der Person, dem Individuum, und der Gesellschaft sind doch fließend. Eine Gesellschaft besteht aus Individuen und wenn diese unzufrieden sind, misstrauisch, skeptisch und womöglich missbilligend, dann wirkt sich das auf das gesamte gesellschaftliche Klima aus. Mir tun die Kinder leid, die sich in den kommenden Jahren behaupten müssen und ich wünsche ihnen sehr, dass wir als Gesellschaft zu einem vertrauensvolleren Umgang zurückfinden.